Sara Hetzel erhält Marthe-Vogt-Preis

Bioinformatikerin für Dissertation über DNA-Methylierung ausgezeichnet.

30. Oktober 2024

Wir gratulieren Sara Hetzel aus dem Meissner Labor, die für ihre Arbeit über die epigenetische Landschaft von Krebs den Marthe-Vogt-Preis 2024 erhält. Der Preis ist nach der deutschen Neurowissenschaftlerin Marthe Vogt benannt, die Pionierarbeit in der Erforschung von Neurotransmittern geleistet hat. Verliehen wird er vom Forschungsverbund Berlin e.V., einem Zusammenschluss von Leibniz-Forschungsinstituten in Berlin. Dieses Jahr werden zwei Nachwuchswissenschaftlerin für hervorragende Dissertation ausgezeichnet.

Epigenetische Markierungen steuern die Funktion unserer Gene, ohne die DNA-Sequenz zu verändern. Eine wichtige und reversible epigenetische Modifikation, die DNA-Methylierung, findet vor allem an Cytosinen statt, einer der vier Basen, aus denen unser genetischer Code besteht. Durch die chemische Markierung der DNA mit einer Methylgruppe werden Gene deaktiviert, was eine wichtige Ebene der Genkontrolle darstellt. Informationen über den Methylierungszustand der DNA lassen sich aus Sequenzierungsdaten ableiten, aber diese Daten sind schwer zu verarbeiten. "Wir haben ein bioinformatisches Werkzeug entwickelt, das es ermöglicht, die Heterogenität der Methylierung in Krebszellen anhand von Sequenzierungsdaten effizienter zu analysieren", erklärt Sara Hetzel. Der Methylierungszustand der meisten Krebsarten unterscheidet sich grundlegend von gesunden Zellen und ist in der Regel insgesamt niedriger, kombiniert mit abnormalen Erhöhungen in bestimmten Genen. Sara Hetzel hat die Methylierungslandschaft der akuten lymphoblastischen Leukämie charakterisiert und festgestellt, dass diese im Gegensatz zu vielen anderen Krebsarten sehr stark methyliert ist. Weiters hat sie Proteine identifiziert, die dabei eine Rolle spielen könnten.

Krebszelllinien werden häufig als Modellsysteme verwendet, da sie sich leicht im Labor züchten lassen. In einem anderen Projekt analysierte Sara diese Zelllinien und ihre epigenetischen Unterschiede zu Krebszellen im menschlichen Körper mit Hilfe bioinformatischer Werkzeuge. "Im Wesentlichen haben wir zwei Hauptmuster der DNA-Methylierung gefunden, die in diesen Zelllinien auftreten, und wir konnten zeigen, dass der Methylierungszustand der kultivierten Zellen stark mit dem ursprünglichen Krebstyp korreliert." Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass in Krebszellkulturen unterschiedliche Formen der Genomregulation am Werk sein könnten, was sich möglicherweise auf Experimente mit diesen Modellen auswirken könnte.

 "Insgesamt hat es mir sehr viel Spaß gemacht, nicht nur die Daten selbst zu analysieren, sondern auch Werkzeuge zu entwickeln und sie zu veröffentlichen, damit sie von anderen Wissenschaftlern genutzt werden können, um epigenetische Phänomene bei Krebs weiter zu untersuchen", sagt sie. Dies ist besonders wichtig, da die genaue Rolle der DNA-Methylierung bei Krebs noch wenig bekannt ist. "Die Untersuchung von Krebszellen mit ungewöhnlichen Methylomen, wie wir sie durchgeführt haben, könnte dazu beitragen, vollständig zu entschlüsseln, wie diese nicht-kanonischen DNA-Methylierungslandschaften entstehen und ob und wie sie eine Funktion innerhalb eines Tumors erfüllen", sagt Sara Hetzel.

Sara Hetzel ist in Berlin aufgewachsen und hat an der Freien Universität Bioinformatik studiert. Während ihres Masterstudiums ging sie nach Australien, wo sie in der Gruppe von Denis Bauer an der Entwicklung eines Tools zur Vorhersage von variantenspezifischen Off-Targets für CRISPR/Cas9 arbeitete. 2018 wechselte sie in das Labor von Alexander Meissner am MPIMG. Sara schloss ihr Studium 2023 mit summa cum laude ab und wird ihre Forschungstätigkeit ab Januar 2025 als Postdoktorandin am Hasso-Plattner-Institut (Potsdam, Deutschland) fortsetzen.

Über den Marthe Vogt-Preis

Der Marthe-Vogt-Preis wird für eine herausragende Dissertation in einem Forschungsgebiet eines der Institute des Forschungsverbundes Berlin vergeben. Er ist benannt nach Marthe Vogt (1903-2003), einer Neurotransmitter-Forscherin am Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung in Berlin-Buch, dem heutigen Standort des Leibniz-Instituts für Molekulare Pharmakologie (FMP). Aufgrund der Politik des NS-Regimes gegenüber jüdischen Wissenschaftlern verließ sie 1935 Deutschland und setzte ihre Forschungen in Großbritannien fort. Die zweite Preisträgerin in diesem Jahr ist Alexandra Quitmann vom Weierstraß-Institut in Berlin.

Zur Pressemeldung des Forschungsverbundes Berlin.

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