Bioinformatikerin für herausragende Promotion ausgezeichnet

Ehemalige Doktorandin des Max-Planck-Instituts für molekulare Genetik erhält BIH-Award für Nachwuchswissenschaftlerinnen

13. September 2016
Dr. Juliane Perner, bis vor kurzem Doktorandin des Max-Planck-Instituts für molekulare Genetik, wird heute in Berlin für ihre herausragende Dissertation auf dem Gebiet der Chromatinregulation ausgezeichnet. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird vom Berliner Institut für Gesundheitsforschung/Berlin Institute of Health (BIH) verliehen.

Verschiedene Krankheiten des Menschen, darunter Krebs oder Alzheimer, lassen sich nicht nur durch die Gene erklären, also durch das in jeder Zelle vorhandene Erbgut – man kann ihnen aber mithilfe der Epigenetik auf die Spur kommen, der „Metaebene“ genetischer Regulation. Zu den wesentlichen epigenetischen Modifikationen gehören Veränderungen der Bausteine des Chromatins, also der Verpackung des genetischen Materials. Chromatin besteht aus DNA, die in der Zelle dicht um Histone „gedreht“ ist, speziellen Proteinen, die auch für das Ablesen auf der DNA codierter Gene eine zentrale Rolle spielen. Einen wichtigen Beitrag zu diesem Themenfeld liefert die Dissertation „Bioinformatic Approaches for Understanding Chromatin Regulation“, für die Dr. Juliane Perner jetzt mit dem BIH-Award für Nachwuchswissenschaftlerinnen in der Bioinformatik ausgezeichnet wird. In ihrer Arbeit beschäftigt sich Juliane Perner mit dem Zusammenspiel von Histonmodifikationen und Proteinen, die das Chromatin verändern, an verschiedenen regulatorischen Elementen in der Zelle, zum Beispiel in Regionen, in denen die genetische Information abgelesen wird. Während frühere Arbeiten nur ein Gen oder ein Modellsystem analysierten, betrachtete die Preisträgerin das vollständige Genom einer menschlichen Zelle. Mit den derzeitigen experimentellen Methoden wird eine große Zahl potenzieller Interaktionen verschiedener Proteine mit Histonmodifikationen detektiert. Um diese auf die wichtigen Interaktionen einzugrenzen, nutzte Juliane Perner neue bioinformatische Methoden und konnte dabei unter anderem zwei neue Interaktionen von Proteinen mit Histonmodifikationen identifizieren. Diese könnten sicherstellen, dass die Zellteilung fehlerfrei abläuft und die Erbinformation, speziell die epigenetischen Modifikationen, dabei einwandfrei weitergegeben wird. Die Arbeit zeigt auf methodischer Ebene, wie sich aus komplexen Datensätzen sinnvolle Hypothesen ableiten lassen, und trägt inhaltlich zu einem besseren Verständnis der Rolle von Histonmodifikationen in der Zelle bei. Diese Erkenntnisse können zukünftig bei der Diagnostik und Therapie von Krebs- und neurodegenerativen Erkrankungen helfen.

 

Juliane Perner, die ihre Promotion in der Abteilung Bioinformatik am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik anfertigte, arbeitet inzwischen am Cancer Research UK Cambridge Institute der University of Cambridge in Großbritannien. Aktuell arbeitet sie daran, Daten über die Mutationen und die abgelesenen Gene in Krebszellen zu integrieren, um die bisherigen Therapiemöglichkeiten und -strategien zu verbessern. Dabei fokussiert Juliane Perner unter anderem darauf, Biomarker zu identifizieren, die im Zusammenhang mit der Entwicklung eines Tumors stehen und eine rechtzeitige Behandlung ermöglichen könnten.

 

Der BIH-Award für Nachwuchswissenschaftlerinnen in der Bioinformatik wird 2016 zum ersten Mal vergeben. Ziel dieses Preises ist es, herausragende Leistungen von Frauen in diesem Forschungsfeld sichtbar zu machen und diese Leistungen zu würdigen. „Die Bioinformatik ist ein für das Berliner Institut für Gesundheitsforschung elementares und zukunftsweisendes Forschungsfeld. Wir können heute Patientendaten in enormer Breite und Differenziertheit generieren; um daraus für die personalisierte Medizin nutzbare Vorhersagen und neue Therapien ableiten zu können, ist es notwendig, dass wir diese Daten optimal verstehen und vernetzen. Ich freue mich sehr, dass wir mit Dr. Juliane Perner eine hervorragende Wissenschaftlerin mit dem ersten BIH-Award für Nachwuchswissenschaftlerinnen in der Bioinformatik auszeichnen, deren Arbeit dieses Forschungsfeld methodisch voranbringt und einen sichtbaren Anwendungsbezug aufweist“, betont Prof. Dr. Erwin Böttinger, Vorstandsvorsitzender des BIH.

[Pressemeldung BIH]

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