Forschung als Dienst am Menschen

Max-Planck-Institut für molekulare Genetik gratuliert Karin Mölling zum Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland

24. Januar 2018

Die Virologin Karin Mölling hat am 22. Januar 2018 das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen bekommen. Die Auszeichnung wurde ihr von Michael Müller, dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, im Auftrag des Bundespräsidenten überreicht.

„Karin Mölling hat im Laufe ihrer wissenschaftlichen Karriere zahlreiche grundlegende Entdeckungen gemacht“, erklärt Bernhard Herrmann, Geschäftsführender Direktor am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik (MPIMG). „Sie isolierte die ersten Onkogene aus Retroviren und entdeckte und charakterisierte in ihrer Zeit am MPIMG unter anderem die sogenannte Raf-Kinase. Ihre Arbeiten gehören zur Basis von vielen Forschungsarbeiten, die noch heute am Institut stattfinden. Wir freuen uns außerordentlich, dass die Leistungen, die Frau Mölling in und für die Wissenschaft erbracht hat, auch außerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft wahrgenommen und anerkannt werden.“

„Wissenschaft und Forschung als persönliche Lebensaufgabe sind für Karin Mölling immer auch Dienst am Menschen“, sagt Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin. „Auf ihrem zentralen Forschungsgebiet, der Virologie, hat sie über Jahrzehnte hinweg das Ziel verfolgt, Erkrankungen wie Krebs und AIDS besser zu verstehen und aus diesen Erkenntnissen heraus neuartige Therapieansätze zu entwickeln. Diese humane Orientierung spiegelt sich auch in ihrem Bemühen, komplexe wissenschaftliche Sachverhalte dem breiten Publikum zu vermitteln.“

Mölling war von 1976 bis 1993, zunächst als Leiterin einer Selbständigen Arbeitsgruppe, später als Gruppenleiterin in der Abteilung von Heinz Schuster, am MPIMG tätig. In dieser Zeit beschäftigte sie sich vor allem mit molekularen Mechanismen der Krebsentstehung durch virale Onkogene. Sie isolierte Myc als erstes Kern-Onkogen und charakterisierte es als Transkriptionsfaktor. Auch die Entdeckung und Charakterisierung der Raf-Kinase, die eine zentrale Rolle bei der Signalübertragung in Zellen spielt und heute ein wichtiges Zielprotein für die Krebstherapie darstellt, gehört zu ihren Leistungen.

1993 wurde Mölling als Professorin für Virologie und Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie an die Universität Zürich berufen. In dieser Zeit hat sie die Krebs- und AIDS-Forschung maßgeblich vorangetrieben. Sie führte klinische Studien für Impfung mit DNA-Plasmiden gegen Krebs durch und entwickelte einen neuartigen Ansatz gegen AIDS auf Grundlage der Ribonuklease H von Retroviren. Sie entwickelte mit ihrer Gruppe eine künstliche, haarnadelförmige DNA, die zu Hybriden umgewandelt und anschließend von der Ribonuklease H zerschnitten wird. Im Tiermodell konnten damit Tumore verhindert und die Virusvermehrung gehemmt werden. Das Enzym Ribonuklease H wurde von Mölling bereits während ihrer Doktorarbeit bei Retroviren gefunden, heute ist es ubiquitär beschrieben.

Auch nach ihrer Emeritierung in 2008 blieb Karin Mölling der Universität Zürich sowie dem Max-Planck-Institut für molekulare Genetik als Gastwissenschaftlerin verbunden. Vor kurzem veröffentlichte sie ein Buch über Viren, im Gegensatz zur allgemein üblichen Darstellung legte sie dabei ihren Schwerpunkt auf "Viren, die nicht zu Krankheiten führen, das sind die meisten!". In einem neuen Projekt möchte sie die klinische Anwendung von Viren, die Bakterien befallen, den sogenannten Phagen, weiter vorantreiben. Auch dies ist ein Gebiet, auf dem sie schon früher am MPIMG tätig gewesen ist.

Der Verdienstorden wird an in- und ausländische Bürgerinnen und Bürger für politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen verliehen, sowie darüber hinaus für besondere Verdienste um die Bundesrepublik Deutschland. Er ist die einzige allgemeine Verdienstauszeichnung in Deutschland und damit die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht.

[pm]

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