FEBS Long-Term Fellowship für Olga Jasnovida

Postdoktorandin des Max-Planck-Instituts für molekulare Genetik erhält renommiertes Langzeitstipendium der Vereinigung der Europäischen Biochemischen Gesellschaften

9. Januar 2018

Dr. Olga Jasnovidova, Postdoktorandin in der Max-Planck-Forschungsgruppe Nascent Transcription & Cell Differentiation (Dr. Andreas Mayer) am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik (MPIMG) in Berlin, hat eines der renommierten Langzeit-Stipendien der Vereinigung der Europäischen Biochemischen Gesellschaften (Federation of European Biochemical Societies, FEBS) erhalten. Damit sollen Jasnovidovas Arbeiten über die Rolle der RNA-Polymerase II Transkription während der Zelldifferenzierung unterstützt werden.

Der menschliche Körper besteht aus Milliarden unterschiedlicher Zellen. Sie alle stammen von einer einzigen befruchteten Eizelle ab und enthalten in der Regel die gleiche genetische Information. Damit dennoch spezialisierte Zellen entstehen und gemeinsam einen funktionellen Organismus bilden können, müssen in den einzelnen Zellen zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Entwicklung unterschiedliche Gene an- und abgeschaltet werden. So entwickeln sich hochspezialisierte Zellen mit sehr spezifischen Funktionen, wie zum Beispiel Blut-, Nerven-, Haut- oder Knochenzellen.

Die Anweisungen für die Ausbildung dieser Funktionen sind als Gene in der DNA, dem Erbmaterial der Zelle, gespeichert. Die in den Genen gespeicherten Informationen werden von sehr spezifischen molekularen Maschinen, den Enzymen, abgelesen und ausgeführt. Das wichtigste Enzym für das Abschreiben der Gene in kurze „Botenmoleküle“ (mRNAs) in menschlichen Zellen ist die RNA-Polymerase II. Fehler in diesem Prozess können bei Mensch und Tier zahlreiche Erkrankungen verursachen. Damit nur diejenigen mRNA-Moleküle abgeschrieben werden, die für die Bildung und den Erhalt eines bestimmten Zelltyps erforderlich sind, benötigt die RNA-Polymerase II weitere „Lotsen-Moleküle“, die sicherstellen, dass die korrekten und vollständigen Informationen für den jeweils benötigten Zelltyp abgeschrieben werden.

„Seit Kurzem ist bekannt, dass die RNA-Polymerase II während des Transkriptionsprozesses mehrfach Pausen einlegt, in denen die Lotsenmoleküle ihre Funktion ausüben können“, erklärt Jasnovidova. „Diese Pausen scheinen ein allgemeines Merkmal der Gentranskription im menschlichen Organismus sowie in anderen Modellsystemen zu sein.“ Mit einer Reihe von unterschiedlichen experimentellen und computergestützten Verfahren arbeitet die Wissenschaftlerin daran, die Funktion des Pausierens der RNA-Polymerase II während der Ausbildung menschlicher Nervenzellen im Detail aufzuklären.

Die Vereinigung der Europäischen Biochemischen Gesellschaften (Federation of European Biochemical Societies, FEBS) ist eine gemeinnützige Organisation zur Unterstützung von Forschung und Lehre in den molekularen Lebenswissenschaften. Sie gibt Zeitschriften heraus, unterstützt Konferenzen und vergibt Stipendien an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in unterschiedlichen Abschnitten ihrer Karriere. Darüber hinaus unterstützt sie die Vernetzung der Mitglieder der nationalen biochemischen und molekularbiologischen Akademien und Gesellschaften in Europa und seinen benachbarten Regionen. Mit den FEBS Langzeit-Stipendien sollen längere Aufenthalte von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in anderen Einrichtungen unterstützt werden, die der Anbahnung wissenschaftlicher Kooperationen oder der Weiterbildung dienen. Die Stipendien werden für zunächst ein Jahr vergeben und können bis zu maximal drei Jahren verlängert werden. In der Regel werden fünf Langzeit-Stipendien pro Jahr vergeben.

Weitere interessante Beiträge

Zur Redakteursansicht